Das ist ein Experiment.
Das sind meine Gedanken.
Das ist ungefiltert.
Du blinzelst. Um dich herum ist es warm. Die Luft feucht und schwer. Es ist dunkel. Die gewaltige Dunkelheit begleitet von unzähligen Geräuschen lässt dich wie erstarrt auf der Stelle stehen und du bewegst dich nicht vom Fleck. Wie bist du hierher gekommen? Wo wolltest du hin und warum kannst du dich nicht erinnern?
Du suchst nach einem Hinweis, ein Zeichen, eine helfende Hand, irgendwas, das dir sagt wohin du gehen sollst und warum. Du drehst dich im Kreis, wieder und wieder. Plötzlich siehst du etwas, einen winzig kleinen Lichtstrahl. Er ist warm, er strahlt, er trägt die Farbe einer sonnengereiften Orange und mischt sich mit gelben und roten Nuancen, wie Künstler sie kaum hätten schöner zeichnen können. Es musste sie sein: Die Sonne - Leben - Sicherheit. Verborgen hinter den dunklen Konturen metergroßer Blätter und Blüten läufst du auf sie zu und fühlst dich wohler und lebendig - und gerade bevor du aus der Dunkelheit trittst und die wärmenden Strahlen jedes Fleckchen deiner Haut berühren, erkennst du wo du bist:
Im Dschungel.
17.07.2019
every human being is a jungle
paths of your mind
- self awareness
- mindfullness
- thinking
- philosophy
lesezeit:
7
Du stehst auf an einer Klippe. Gerade hast du es aus dem Dschungel geschafft und ihn wenige Meter hinter dir gelassen, da tut sich vor dir ein Abgrund auf. Der schönste den du je gesehen hast. Leinwände, Pergament und jede Erzählung könnten nicht wiedergeben, was sich dir bietet. Ein Tal, so bunt und voller Leben, dass du es aufsaugst wie ein Schwamm. Jeden Pixel dieser Bilder auf deiner Netzhaut möchtest du für immer speichern. Ein Tal voller Möglichkeiten, Optionen und außergewöhnlicher Zukünfte. Eine wunderbare Vielfalt, die sich dir offenbart und du erkennst was du siehst: Das Leben.
In seiner ganzen Pracht stellt es sich dir dar und überwältigt dich zugleich. Wo soll ich anfangen, wo will ich hin, was will ich sehen, was will ich nicht sehen. Was ist gut für mich, was schlecht. Werde ich hier ein anderer sein als da. Und wo ist da? Kann ich wieder zurück. So viele Wege, so viele Entscheidungen - wie beginnst du?
Verzweifelt durch all die charmanten Angebote und wunderschönen Pfade, gibst du dich der Überwältigung hin und setzt dich auf einen Vorsprung. Du denkst nach, wo du hin möchtest, wer du sein möchtest und wie du es anstellst.
Du spürst sanfte Fasern über deine Schulter gleiten, dein Sichtfeld wird von floralen Mustern erfasst und immer weiter bedeckt. Du denkst du träumst. Doch nein, der Dschungel den du eben verlassen hast, er holt dich zurück. Er wächst dir hinterher. Wächst um dich rum. Aber warum? Zum Schutz? Als Verbot? Um dich aufzuhalten?
Es ist so offensichtlich und plötzlich wird dir klar. Du bist er. Er ist du.
Du bist der Dschungel.
“Deine Gedanken, dein Verstand, all die Fasern deines Seins, hier gespeichert und ständig im endlosen Wandel, münden in diese außergewöhnliche und wundervolle Form: Einen Dschungel.“
Es ist dein Dschungel, du bist der König. Du kennst alle Pfade, alle Wege, alle Geheimnisse, jede Pfütze, jeden abgerissenen Zweig, jedes verwelkte Blatt. Niemand würde sich hier besser zurecht finden als du. Es ist dein Ort, der sicherste und entspannteste den es für dich je geben wird. Du entscheidest stets selbst welche Pfade du in diesem Dschungel gehst, welchen Wegen du folgst: Ständig werden die Pfade neue verknüpft. Es entsteht Neues. Altes zerfällt in Vergessenheit. Neue Gedanken, ein neues Ich. Auf manche Pfade wirst du gelockt, manche Wege scheinen attraktiver, vielversprechender und präsentieren sich mehr wert zu sein als andere. Einflüsse, Manipulation, Motivation von außen: Du entscheidest trotzdem welchen Weg du einschlägst und wie lange du ihn beschreitest, seien die Spuren, Hinweise und Objekte in der Ferne noch so verlockend und schön, du entscheidest immer für dich selbst welchen Pfad du gehst. Es gibt manchmal Menschen in deinem Leben, die nimmst du mit in deinen Dschungel. Zeigst ihnen dich selbst, deine Vergangenheit, dein Ich, dein jetzt. Zeigst ihnen wer du bist, dein Inneres.
Erinnere dich, du bist hier der König und niemand kennt sich besser aus als du. Deshalb kannst du stets wählen, welche Pfade du deinen Mitmenschen zeigst und welche nicht. All die geheimen Abzweigungen, Orte und Verstecke, die unter Steinen, zwischen der schönsten Vegetation oder hinter den wundervollsten Wasserfällen warten, kannst du verstecken oder offenbaren, geheimnisvoll beschreiben oder stolz präsentieren. Du kannst entscheiden wer die intimsten und dunkelsten Pfade deines Dschungels kennen lernen darf und wer nicht. Du bestimmst wer in die Krone des höchsten Baums klettern darf und wer bis in die dunkelste Ecke der tiefsten Höhle hinabklettern darf.
Eines gilt dabei für jeden Dschungel eines jeden Menschen: Niemals wird ein anderer Mensch die gesamte Karte deines persönlichen Dschungels kennen und dich somit in deiner Gänze durchleuchtet haben. Es wird immer Pfade und Orte geben und somit Erinnerungen und Wahrheiten die du nicht mit jedem teilst. Jeder deiner Mitmenschen lernt deinen Dschungel auf die Weise kennen, die du dir aussucht. So kenn jeder deinen Dschungel anders. So kennt dich jeder anders. So kennst du jeden anders.
Nicht einmal die Person, die du am Besten auf dieser Welt kennst, wird deinen Dschungel vollständig verstehen und gesehen haben: Du selbst. Paradox oder inspirierende Wahrheit?
Dein Dschungel legt täglich neue Pfade und wandelt sich permanent, es gibt Bereiche die bleiben, es gibt Bereiche die gehen. Solche die bleiben, werden immer mehr, je älter reifer und weiser du wirst. So kennen du und andere dich mit der Zeit immer besser und besser. Aber auch du wirst dich immer wieder neu kennenlernen, wenn du frische Pfade und Orte gerade erkundet hast, wird es schon wieder 100 neue geben. So wirst du dich ewig weiterentwickeln und dich immer wieder neu kennenlernen. Und doch macht dich das Unterholz deines Dschungels über die Jahre zu dem der du bist und zu dem, den deine Mitmenschen zu lieben und schätzen gelernt haben.
Jeder ist sein eigener Dschungel - Aus jedem Dschungel ranken unzählige florale und greifende Arme, die immer wieder neue Menschen und Erlebnisse in dein Leben ziehen - und das bei jedem Menschen.
Stell dir in einer abstrakten, bunten und warmen Welt, eine Welt ohne Mauern und Zäune, eine Welt ohne Vorurteile, eine Menschenmenge vor: Stell dir vor, wie ihre Köpfe sich zum Scheitel hin in organische und zufällige dreidimensionale kleine Dschungel transformieren und aus jedem greift ständig ein Arm nach dem andern. Hunderte Begegnungen, Einblicke, Inspirationen, Erleuchtungen und wunderschöne Momente können sich selbst bei einem sekundenschnellen Einblick in den Dschungel eines anderen ergeben. Und sind wir nicht dafür alle im größten Dschungel den es gibt zu Hause? Auf einem außergewöhnlichen und wunderschönen Planeten, auf dem das Leben uns unzählige Möglichkeiten und wunderschöne Momente verschafft, in denen wir voneinander lernen können und die wir miteinander teilen können?
Du befreist dich für eine Sekunde aus den organischen Leinen die dich vom Abgrund zum Tal weggezogen haben. Du löst dich von ihnen, von deinem Dschungel, von deinen Gedanken, deinen Sorgen, deinen Ängsten und Regeln, du lässt es zu, leer zu sein, existierst ohne zu denken und bist für einen Moment frei. Stellst jedes „aber“ ab, jede Stimme und jeden Widerspruch.
Das was gleich passiert, ist manchmal und zu manchen Zeitpunkten genau das richtige und nichts anderes und niemand anders als du sollte in diesem Moment passieren und dies tun: Du betrachtest es, frei von Gedanken, du bist, existierst, siehst es, das Tal, das Leben, die bunte Explosion endloser, atemberaubender Möglichkeiten und Wege die du gehen kannst. Die Spitzen deiner Füße schweben schon darüber, nur deine Hacken verschaffen dir Gleichgewicht auf der Kante des Abgrunds, ein Schubser, ein Sprung, ein kleiner Impuls reicht aus.
Dein Kopf ist leer.
Frei für alles.
Frei für Neues.
Offen, um all das aufzunehmen was vor dir liegt.
In zufriedener Sicherheit, dass deine Dschungel immer mit dir verbunden ist und dir überall hin folgt, streckst du deine Arme von dir, lehnst deinen Kopf nach vorne und ....
ein Rauschen... ein Zischen... Aufregung... Adrenalin... schneller... immer schneller... warmer Wind rast dir immer schneller entgegen... du spürst es kommt immer näher und du fühlst dich besser... lässt dich fallen, vertraust, siehst die Schönheit und das Gute.
...
Du fliegst direkt hinein - zusammen mit dem Dschungel dessen Farben und Vielfalt du allein bestimmst und am besten kennst, stürzt du dich in den süßesten und buntesten Cocktail, in dem du je geschwommen sein wirst: Dein Leben.